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DIE  BEDEUTUNG  DER
MOTORISCHEN  UND  TECHNISCHEN
FÄHIGKEITEN 
IM  KAMPFSPORT

 

I Worum geht es?
II Motorische und technische Fähigkeiten
III Verfügbarkeit und Ausprägungsgrade einzelner motorischer Fähigkeiten
IV Zwischenmenschlicher Vergleich
V Allgemeine Zusammenhänge zwischen motorischen und technischen Fähigkeiten
VI Gemeinsame Verfügbarkeit verschiedener Fähigkeiten und funktionale Grenzen
VII Allgemeine kampfspezifische Wirkung motorischer und technischer Fähigkeiten
VIII Komplexere Beziehungen zwischen motorischen und technischen Fähigkeiten
IX Diversitäten menschlicher Leistungsprofile
X Zusammenfassung

 

 

I WORUM GEHT ES ?

Aktive Sportler wie Laien äußern sich mitunter überaus kontrovers über die Bedeutung bzw. Wirkung körperlicher und technischer Fähigkeiten im Zusammenhang mit Kampfsituationen! Oft werden lineare und absolute Aussagen getroffen:

"Kraft nutzt mehr als Technik!"
"Koordination ist bedeutsamer als Ausdauer!"
"Eine spezifische Stärke kann anderweitige Defizite kompensieren!"
"Nur im Verbund sind verschiedene Fähigkeiten von Nutzen!"

Nachfolgend versuche ich zu verdeutlichen, dass keine dieser Aussagen absolut richtig oder falsch ist! Sie beschreiben keine Gesetzmäßigkeiten, sondern denkbare Effekte, die unter bestimmten Bedingungen eintreten können!

 

Auch über den Kampfsport oder einzelne Sparten werden starre und dogmatische Aussagen formuliert:

"Judo ist wirkungslos!"
"Teak-Won-Do ist effektiver wie Bushido!"
"Wing-Tsung nutzt weniger als Kickboxen!"
"Kampfsport insgesamt ist Käse weil ein körperlich überlegener Gegner auf jeden Fall gewinnt!"

Solche Aussagen ignorieren die Komplexität des Zusammenwirkens verschiedener Aspekte körperlichen und technischen Leistungsvermögens, sowie die Komplexität einer Kampfsituation im Spannungsfeld gegnerischer Leistungsprofile und äußerer Rahmenbedingungen.

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II MOTORISCHE UND TECHNISCHE FÄHIGKEITEN

 

Unter Verweis auf den Menuepunkt "Sportbiologische Begriffserklärungen" 
 in der Startseite fasse ich mich an dieser Stelle kurz!

Unter den motorischen Grundfähigkeiten des Körpers versteht man seine Leistungseigenschaften KRAFT, AUSDAUER, BEWEGLICHKEIT, SCHNELLIGKEIT und KOORDINATION.

  KRAFT  = Fähigkeit des Körpers, äußere physikalische Widerstände zu überwinden.

SUBKATEGORIEN
Maximalkraft: größter willkürlich realisierbarer Kraftwert
 Schnellkraft:
möglichst hoher Kraftstoß in kürzester Zeit
 Kraftausdauer:
Ermüdungswiderstandsfähigkeit der Muskulatur gegenüber
 Belastungen von mehr als 30% des Maximalkraftvermögens.

 

 AUSDAUER =  Fähigkeit des Körpers, der körperlichen Ermüdung standzuhalten.

SUBKATEGORIEN
Aerobe Ausdauer =Sauerstoffversorgung der Muskulatur ist während der Bewegungsausführung  gewährleistet

Anaerobe Ausdauer (Kraftausdauer) = keine oder eingeschränkte Sauerstoffversorgung der Muskulatur während der Bewegungsausführung

 Allgemeine Ausdauer = Beteiligung von mehr als 1/6 der Gesamtkörpermuskulatur an der Bewegungsausführung

Lokale Ausdauer = Beteiligung von weniger als 1/6 der Gesamt-Körpermuskulatur an der Bewegungsausführung.

 

 KOORDINATION = Zusammenwirken von Zentralnervensystem und Skelettmuskulatur innerhalb gezielter Bewegungsabläufe.
 

SUBKATEGORIEN:

 intramuskuläre Koordination: Zusammenspiel von Nerv und Muskel in einem Muskel

intermuskuläre Koordination: Zusammenwirken von verschiedenen an einer Bewegung beteiligten Muskeln

 

 SCHNELLIGKEIT = Fähigkeit, Bewegungen schnell auszuführen

 SUBKATEGORIEN:

STARTKRAFT:  In kürzester Zeit auf einen Reiz/ Signal reagieren
EXPLOSIVKRAFT: Zyklische oder azyklische Bewegungen bei unterschiedlichen Widerständen in höchster Geschwindigkeit ausführen.

 

BEWEGLICHKEIT = Fähigkeit, in Gelenken Bewegungen bis zu bestimmten natürlichen (funktionellen) Grenzen ausführen zu können.

SUBKATEGORIEN:

GELENKIGKEIT= Bewegungsradius der Gelenke
DEHNFÄHIGKEIT= Elastizität von Muskulatur, Bänder, Sehnen, Gelenkkapseln.
 

 

TECHNISCHE FÄHIGKEITEN:

  1. Fähigkeit, (kampf)spezifische Bewegungsabläufe in zeitlich und technisch korrekter Weise koordiniert ausführen zu können.

2. das Arsenal an Bewegungsabläufen oder Bewegungsmustern, über die ein Mensch willkürlich verfügen kann.

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III VERFÜGBARKEIT UND AUSPRÄGUNGSGRADE

 

Jeder Mensch verfügt über sämtliche dieser o.g. Fähigkeiten, wenn auch ggf. nur im Minimalbereich. Um ein Stück Würfelzucker in die Kaffeetasse zu geben benötige ich bereits im minimalen Umfang Kraft, Beweglichkeit und Koordination!
 Bei jedem Menschen lassen sich die körperlichen und technischen Leistungsmerkmale durch Training verbessern, bei manchen nur geringfügig! Unabhängig davon ob jemand Sport treibt oder nicht verändern sich die Ausprägungsgrade der einzelnen Fähigkeiten im Verlauf des Lebens ohnehin! Dies geschieht zum Einen deshalb, weil sich der Körper auch auf Änderungen der Lebensgewohnheiten einstellt (insbesondere auf Zu- oder Abnahme der allgemeinen körperlichen Bewegung). Zum Anderen unterliegen wir alle einem biologischen (onteologischen) Wandel, der mit unserer Geburt beginnt und der mit dem letzten Herzschlag endet. Im Kindesalter reifen unsere motorischen Fähigkeiten heran, erreichen frühestens ab dem 18. Lebensjahr ihren Höhepunkt, um dann spätestens nach dem 35. Lebensjahr wieder zunächst schleichend nachzulassen! Je älter man wird umso drastischer schwindet der Leistungsgrad vieler dieser Fähigkeiten (insbesondere auch die Kraft)!

Warum sind diese Fähigkeiten beim Einen weniger, beim Anderen mehr; bei manchen allgemeiner, bei manchen spezieller ausgeprägt und warum reagieren Menschen unterschiedlich stark auf Trainingsreize?

Hierzu nenne ich zwei Stichpunkte: Veranlagung und Potential:

Unter Veranlagung ist jener körperliche Leistungszustand zu verstehen, den eine erwachsene (=körperlich ausgereifte) Person im untrainierten Zustand aufweist.

Der Begriff Potential bezeichnet jenen körperlichen Leistungszustand, den eine erwachsene Person unter der Voraussetzung optimaler Trainings-, Erholungs-, und Ernährungsbedingungen aufweisen könnte!

 

Warum ist jeder Mensch individuell veranlagt und warum hat jeder ein individuelles Potential?

Das hat neben Alter und Geschlecht mit der Genetik zu tun! Man unterscheidet drei  verschiedene "Morphologische Konstitutionstypen" (ektomorph, endomorph und mesomorph), die sich in Bezug auf zahlreiche Parameter mitunter sehr deutlich unterscheiden (z.B. Blutdruck, Ruhepuls, Stoffwechselniveau, Hormonpegel, Knochendichte und -bau, Muskelmasse,  Enzymtätigkeit, Verdauungs- und Nährstoffresorptionsfähigkeit, Sensibilität des Nervensystems und einiges mehr)! Viele Menschen entsprechen am Rande bemerkt irgendeiner Zwischenform dieser morphologischen Konstitutionstypen!

Insbesondere der Muskelaufbau ist sehr stark von den genetisch vorgegebenen Bedingungen abhängig, vorrangig von der Anzahl an Muskelfasern, aus denen die Muskelfaserbündel (die untergeordneten Strukturen der in Faszien gehüllten Skelettmuskeln) gebildet werden. Muskelaufbau erfolgt nämlich nicht durch eine (unmögliche) Vermehrung, sondern "nur" durch eine Querschnittserhöhung der vorhandenen Muskelzellen!

 

 

PRIMÄRE UND SEKUNDÄRE FAKTOREN FÜR DIE AUSPRÄGUNG DER MOTORISCHEN GRUNDFÄHIGKEITEN:

 

VEREINFACHTE SICHTWEISE:
Kraft resultiert aus der Muskelmasse, Ausdauer aus der Lungenkapazität, Beweglichkeit aus der Gelenkigkeit, Koordination aus dem Nervensystem und Schnelligkeit aus dem Zusammenspiel aus Nerven und Muskulatur!
 Ist das wirklich so?


 Jein! Diese Zusammenhänge sind zwar richtig, aber nicht vollständig! Nachfolgend differenziere ich zwischen primären und sekundären Einflussgrößen:

 

KRAFT

Der Primärfaktor
für die Ausprägung der Körperkraft ist die Muskelmasse! Je größer die Muskelmasse ist, die an einer Bewegung eingesetzt werden kann, umso höher sind die daraus resultierenden Kraftwerte!

 

Die Sekundärfaktoren sind:

1.Die Muskelfaserverteilung: Die menschliche Skelettmuskulatur besteht aus roten und weißen Muskelfasern. Das jeweilige Verhältnis variiert veranlagungsbedingt von Mensch zu Mensch. Rote Muskelfasern kontrahieren langsamer und ausdauernder als weiße Fasern. Sie verfügen über mehr Mitochondrien, Myoglobin und Glykogen. Ihre elektrische Erregbarkeit ist geringer als jene der weißen Fasern und die Erregnungsleitung ist langsamer. Gute Marathonläufer und Sprinter unterscheiden sich übrigens besonders stark im jeweiligen Verhältnis dieser beiden Faser-Typen!

 2. Die sog. „willkürliche Kontraktionsfähigkeit“: Dieser Begriff bezeichnet die Anzahl jener Muskelfasern, die man willkürlich an einem Bewegungsablauf einsetzen kann. Im Allgemeinen neigt man zur Annahme, bei kraftvollem Körpereinsatz  würden zwangsläufig sämtliche Fasern der beteiligten Muskelgruppen aktiviert! Dies aber ist nur auf dem elektrischen Stuhl möglich!


3.Die anatomischen Besonderheiten des passiven Bewegungsapparates

Dies sind bspw. Länge der Gliedmaßen, Breite von Schulter und Hüfte, Wölbung der Brustwirbel und somit Umfang des Brustkorbes, spezifische Beschaffenheiten der Gelenke (Bewegungsradius, Gelenkstatik) und die daraus resultierenden Hebelwirkungen.

4. Koordinative Aspekte: Bei anspruchsvollen Bewegungsabläufen (etwa beim Reißen und Stoßen im Gewichtheben) kann die optimale Kraftentfaltung nur durch einwandfreie technische Ausführung erreicht werden! Die Präsenz der erforderlichen Muskelkraftleistung allein reicht hier nicht aus!

Nachfolgende Abbildungen zeigen zwei konkrete Beispiele von sehr leistungsstarken Bankdrückern, deren erstaunliche Kraftleistungen weit über das hinausgehen, was ihnen in Bezug auf ihre Muskelmasse zuzutrauen wäre! Aus der Tatsache dass Kraftleistungen (und andere motorische Leistungen) auch aus eher unterschwelligen Sekundärfaktoren mit-resultieren ergibt sich der Effekt, dass sich physische Leistungen  im zwischenmenschlichen Vergleich nicht immer linear zum Ausprägungsgrad der ihnen zugrunde liegenden primären Organfunktionen befinden! Mehr Muskelmasse (gegenüber einer Vergleichsperson) bedeutet in keinem Fall IMMER auch höhere Kraftwerte! Zumindest nicht in einem zwingend proportionalem Verhältnis! Gerade im Bankdrücken fallen auch anatomische, den Knochenbau betreffende Faktoren stark ins Gewicht, z.B. die Gelenkstatik, die Schulterbreite, der Umfang des Brustkorbes und die Länge der Arme (kurze Arme und ein vom Knochenbau her weiter Brustkorb sind besonders vorteilhaft, da sie sie den Radius der auszuführenden Bewegung verringern).

217,5 kg im Bankdrücken bei nur 67,5 kg Körpergewicht!

Für Alexey Sivikon scheinen die Gesetze  der Schwerkraft  nicht zu gelten

- zumindest nicht wenn er zur Hantel greift! 

Ein für Schwerathleten - Verhältnisse unscheinbarer Körper - aber eine unvorstellbare Kraftleistung!

George Halbert läßt bei 88kg Körpergewicht 310 Kilo von der Bank schweben.

Da staunen nicht nur Laien Bauklötze!
Auf jeder Rocker-Fete findet  man Leute mit augenscheinlich mehr Muskelmasse als G.Halbert! Aber vermutlich gibt es auf der ganzen Welt eine maximal zweistellige Zahl an Männern, die seine Bankdrückleistung gleich - oder überbieten!

AUSDAUER

Der Primärfaktor

für die Ausprägung der Ausdauer  wird durch die Kapazität des Herz-Kreislaufsystems, insbesondere durch das Herz- und Lungenvolumen, das Herzschlagvolumen und die maximale Sauerstoffaufnahmekapazität definiert.

 

Sekundäre Einflussgrößen
sind u.a. die Kapillarisierung der Muskulatur (Anzahl der kleinsten, die Zelle versorgenden Blutgefäße), die Fähigkeit der Leber, rote Blutkörperchen zu produzieren (diese transportieren Sauerstoff) sowie diverse Stoffwechsel - und Enzymfunktionsparameter.

 

SCHNELLIGKEIT

Der Primärfaktor
für die Schnelligkeit ist in der sog. "Reiz-Reaktionszeit" zu sehen, also in der Fähigkeit, auf einen Reiz hin schnellstmöglich eine Reaktion einzuleiten.

Als Sekundärfaktoren
sind hier die Qualität diverser Prozesse innerhalb des Nerven-Muskel-Systems zu nennen, welche die  Startkraft (= Fähigkeit der Muskulatur vom Anfangsmoment der Anspannung in kürzester Zeit eine Möglichst hohe Kraft zu entwickeln) und die
 Explosivkraft (=Fähigkeit der Muskulatur einen bereits begonnenen Spannungsanstieg so schnell wie möglich weiterzuentwickeln) ermöglichen.

BEWEGLICHKEIT

Der Primärfaktor
für die Beweglichkeit  ist in der Art und der Struktur der Gelenke zu sehen.

Sekundärfaktoren
sind die Dehnfähigkeit von Muskeln, Bändern, Sehnen.

 

KOORDINATION

PRIMÄRFAKTOREN
sind jene, die das Nervensystem an sich betreffen, etwa die Präzision  sensomotorischer Vorgänge auf neuronaler Ebene, Anzahl und Qualität sog. "motorischer Programme" (kinästhetische Bewegungsvorstellungen) die nach Ansicht vieler Forscher u.a. in Kleinhirn und den sog. Basalganglien lokalisiert sein dürften.

Sekundäre Faktoren
 sind solche, die das Zusammenspiel zwischen Muskulatur und Nerven bzw. verschiedener, an einem Bewegungsablauf beteiligten Muskelgruppen betreffen. Hierunter kann man bspw. die Anzahl und Sensibilität der sog. "motorischen Endplättchen" verstehen, an denen die Nervenfasern an das Muskelgewebe andocken.

 

TECHNISCHE FÄHIGKEITEN

Bei der Ausführung technischer Bewegungsabläufe spielen je nach Komplexität der Bewegung viele, das Nervensystem betreffende Einzelfaktoren zusammen! Die besagten Faktoren ermöglichen den Gleichgewichtssinn, das Orientierungsvermögen, das Reaktionsvermögen, die Kombinations- bzw. Kopplungsfähigkeit, die Rhytmisierungsfähigkeit, die Differenzierungs- bzw. Steuerungsfähigkeit sowie die motorische Anpassungs-und Umstellungsfähigkeit.

Der Hinweis auf die Sekundärfaktoren und das Anführen von ausgewählten Beispielen (die o.g. Bankdrücker) soll nicht dazu dienen, eine grundsätzliche Kausalbeziehung zwischen einer robusten Physis und einer damit einhergehenden höheren körperlichen Leistungsfähigkeit (insbesondere der Kraft) zu negieren!

Gleichwohl aber soll auf eine gewisse Nicht-Linearität hingewiesen werden! Ich kann nicht pauschal sagen, dass ein 90 Kilogramm schwerer Mann zwingend stärker sein muss, wie ein 78 Kilogramm schwerer Mann vergleichbaren Lebensalters und Knochbaus, weil sich z.B. der Fett-/Muskelanteil oder der morphologische Typus zwischen den Personen unterscheiden können.

Ebenso wenig müssen zwei ungefähr gleich schwere und ähnlich muskulöse Personen zwingend über dieselben Kraftwerte verfügen, wenn sie sich etwa in ihrer jeweiligen Muskelfaserzusammensetzung (weiße und rote Fasern) oder in Bezug auf Faktoren des passiven Bewegungsapparates unterscheiden.

 

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IV  ZWISCHENMENSCHLICHER VERGLEICH:

Menschen unterscheiden sich im Ausprägungsgrad ihrer motorischen Fähigkeiten. Man kann zwischen HOHER und GERINGER körperlicher Leistungsfähigkeit unterscheiden. Eine weitere Differenzierungsmöglichkeit ist jene zwischen GENERALISTEN und SPEZIALISTEN. Bei Generalisten sind mehrer Leistungsmerkmale gleichartig (hoch) ausgeprägt, ein Spezialist hingegen hat nur einzelne oder ein einziges (hoch) ausgeprägte Leistungsmerkmal(e).

 

Es gibt mehrere Möglichkeiten die physischen Leistungsbilder von Menschen zu bewerten und zu vergleichen

 

KATEGORIENBILDUNG

Eine Kategorie ist ein Ordnungsraum für Eigenschaften und Merkmale. Viele Dinge lassen sich sehr leicht kategorisieren.

Wenn ich Personen anhand ihrer motorischen und technischen Leistungsfähigkeit kategorisieren will, tauchen diverse Probleme auf:

1. Die Zugehörigkeit zu einer Kategorie schließt die Zugehörigkeiten zu anderen Kategorien nicht immer aus! Ein "starker" Mensch kann - unter Voraussetzungen auf die wir noch zu sprechen kommen- u.U. auch zudem "ausdauernd", "schnell" und "koordiniert" sein!


2. Die "Relativität"! Je nachdem wen ich mit wem konkret vergleiche, verändern sich die Attribute!


3. Die Schwierigkeit, "objektive" Kriterien zu definieren! Ab wann bezeichne ich jemanden als "stark", "ausdauernd", "schnell", "koordiniert", "beweglich" und "technisch ausgereift"? Ist jemand der 150 Kilo im Bankdrücken schafft stark? Im Vergleich zum "Durchschnittsmenschen" ist er schon fast ein Monster und selbst für den durchaus ernsthaft und konsequent trainierenden Freizeit-Kraftsportler (sofern er weder explizit günstig veranlagt ist, noch Anabolika anwendet) durchaus beeindruckend! Im Vergleich zu Weltklasse- Kraftdreikämpfern bzw. Bankdrückern ist er erbärmlich schwach!

 

 

 

DIREKTER VERGLEICH:

Vergleiche ich zwei Menschen miteinander, werde ich i.d.R. mehr oder weniger ausgeprägte Unterschiede im Ausprägungsgrad ihrer motorischen Grundfähigkeiten feststellen, anhand derer ich im konkreten Fall Definitionen wie "stark" und "schwach", "ausdauernd" und "nicht ausdauernd", "koordiniert" und "unkoordinert" treffen kann. Da es sich um einen direkten Vergleich handelt und "absolute" Maßstäbe nicht berücksichtigt werden, kann ich diese Kategorisierung ggf. in Bezug auf sehr geringe Unterschiede vornehmen (Person A ist bspw. mit einer Bankdrückleistung von 90 kg "schwach", Person B mit einem Wert von 95 kg "stark").

 

ABSOLUTER VERGLEICH (MIT MAXIMALWERTEN):

Ich kann das Leistungsbild eines Menschen in Bezug zu Maximalgrößen (Rekorde) setzen. Diese sind natürlich extrem hoch und fernab jeglicher realisierbaren Möglichkeiten eines "gewöhnlichen Menschen".

 

Der "Starke" aus dem direkten zwischenmenschlichen Vergleich ist gegenüber anderen Personen auf einer Gesamtskala seinerseits "schwach".

 

Am äußeren Bereich dieser "totalen Skala" die von "Null bis Maximum" reicht, erfolgt kein singulärer Endpunkt, sondern eine Auffächerung. Dies soll im nächsten Kapitel begründet werden.

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V  ALLGEMEINE ZUSAMMENHÄNGE ZWISCHEN MOTORISCHEN UND TECHNISCHEN FÄHIGKEITEN

RELATIVITÄT:

 Der Grad an Ausprägung und Wirkung einer Fähigkeit verhält sich nicht immer linear (oben bereits dargestellt unter dem Punkt "Primäre und Sekundäre Einflussgrößen). Dies kann man auch im Hochleistungssport erkennen:

Abbildungen unten: In höheren Leistungsbereichen fächern sich Eigenschaftsmerkmale (etwa Ausdauer) in weitere Subkategorien auf. Ein Marathonläufer differenziert sich in Bezug auf sein Leistungsprofil deutlich von einem Kurzstreckenläufer (einem "Sprinter")! In einer unteren Leistungsebene würde man hingegen grobschlächtig zwischen ausdauer- und kraftbegabten Personen differenzieren!

Läufer Sprinter

In hohen Leistungsebenen können wir eine weitere interessante Beobachtung machen: Hier können Generalisten und Spezialisten nicht mehr miteinander konkurrieren! Die Leistungen der Spezialisten sind so hoch, dass kein Generalist sie gleich- geschweige denn überbieten könnte! Auch Spezialisten nahe verwandter Bereiche können nur noch innerhalb ihres Spezialgebietes Höchstleistungen erbringen! Ein Sprinter würde keinen (sehr überzeugenden) Langstreckenlauf bewältigen und umgekehrt. Aber selbst innerhalb des Kurzstreckenbereiches sind die (Hoch)leistungssportler enorme Spezialisten, die oft nur innerhalb ihrer konkreten Nische (etwa beim100- Meter- Sprint) hervorragende Leistungen erbringen! Auch im Kraftsport sehen wir in den höchsten Leistungsebenen ungewöhnlich anmutende  Auffächerungen: Ein typischer Bodybuilder erreicht niemals die Kraftleistungen eines Top-Gewichthebers oder Kraftdreikämpfers! Ein Gewichtheber wiederum würde auf einer Bodybuilding-Bühne eher ausgelacht als bestaunt werden!

Abbildung unten: In höchsten Leistungsbereichen sind selbst so überaus nah verwandte und durch direkte Kausalbeziehungen verknüpfte Merkmale wie Muskelmasse und Kraftleistung nicht mehr in sehr hohem Umfang linear miteinander verschränkt! Hier treten anderweitige Zusammenhänge in Erscheinung, die man in niedrigeren Leistungsebenen (noch) nicht vorfindet!

 

Gewichtheber-Legende Manfred Nerlinger
Man beachte den enormen "Bauchmuskel". Ein Bodybuilder müsste bei solchen Kraftleistungen passen
Extremer Bodybuilder
Kein Gewichtheber oder Kraftdreikämpfer hat eine derart massive, harte und fettfreie Muskulatur!

 

Kraftdreikämpfer (Viktor Naleikin) extremer Bodybiulder

 

Ein Schwergewichtsboxer ist in der höchsten Leistungsstufe der Generalisten anzusiedeln! Er benötigt Muskelmasse, Kraft, Ausdauer, Kraftausdauer, Koordination, Schnelligkeit und Beweglichkeit. Im Vergleich zum "Durchschnittsmenschen" verfügt er über sämtliche Leistungsmerkmale in extrem gesteigertem Umfang! Im Vergleich zu den Spezialisten der höchsten Leistungsklassen (etwa Gewichtheber, Bodybuilder, Sprinter, Läufer, Kunstturner u.a.) sind seine Parameter "relativ gering"!

Schwergewichtsboxer Klitschko ehem. Schwergewichtsboxer Tyson

 Zur Verdeutlichung obiger Aussage noch ein eindrucksvoller Bild-Vergleich:

Schwergewichtsboxer Klitschko extremer Bodybuilder

 

 

Selbst in den absoluten Grenzbereichen menschlichen Leistungsvermögens begegnet uns die altbekannte Relativität! Wenn ich bspw. den "stärksten Mann der Welt" finden will, muss ich mich zwischen verschiedenen Varianten entscheiden! Es gibt einen stärksten Kraftdreikämpfer und Gewichtheber (das sind die "Generalisten" dieser engen Spezialbereiche) sowie den stärksten Bankdrücker, Kniebeuger, Kreuzheber, Reißer und Stoßer (das sind die Spezialisten im Kraftdreikampf und Gewichtheben)! Man kann den Personenkreis der stärksten Menschen freilich sehr eng auf wenige Individuen eingrenzen. Den stärksten Mann der Welt als solchen gibt es so gesehen aber nicht bzw. nur unter der Voraussetzung, das man sich vorher festlegt, welche Art von Kraftleistung man als die herausragendste bezeichnen will! Im Kraftdreikampf wird effektiv mehr Gewicht bewegt als beim Gewichtheben! Zum Einen hat man hier drei Disziplinen, zum Anderen sind die Bewegungsstrecken der Disziplinen vergleichsweise begrenzt und betreffen "nur" einen Teil der gesamten Körpermuskulatur! Die erforderliche Koordinationsleistung ist zudem vergleichsweise geringer als im Gewichtheben, wo eine Hantel unter Einsatz der gesamten Körpermuskulatur tatsächlich vom Boden bis über Kopfhöhe gebracht werden muss!

 

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VI  GEMEINSAME VERFÜGBARKEIT VERSCHIEDENER LEISTUNGSMERKMALE UND FUNKTIONALE GRENZEN

Können die verschiedenen motorischen Fähigkeiten gemeinsam auftreten oder schließen sie sich mitunter sogar aus? Kann bspw. ein "starker" Mann auch "ausdauernd" oder ein "muskulöser" Mensch auch "schnell" und "koordiniert" sein?

Hierzu gibt es verschiedene Antworten die wir teilweise aus den bereits dargelegten Fakten ableiten können!

Punkt 1: Eine Frage der Definition

Wie wir gesehen haben gibt es verschiedene Leistungsebenen innerhalb derer sich "Generalisten" und "Spezialisten" befinden. Wenn ich die Spezialleistung einer hohen Leistungsebene als Definitionskriterium etwa für "ausdauernd" oder "stark" hernehme, werde ich niemanden finden, der gleichermaßen "stark" und ausdauernd" ist!  Beim Vergleich zwischen X-beliebigen Personen kann natürlich das Gegenteil festgestellt werden!

 

Punkt 2: Eine Frage der Ähnlichkeit und Verschiedenheit der Fähigkeiten

Manche motorische Fähigkeiten sind sich in Bezug auf die Funktionalität der ihnen zugrunde liegenden Organsysteme relativ "ähnlicher"  oder "verschiedener". D.h. sie konkurrieren entweder um organische Leistungsressourcen oder sie verhalten sich zueinander synergetisch!  Schnelligkeit und Koordinationsvermögen treten oft gemeinsam im Leistungsbild einer Person in Erscheinung! Mit Schnelligkeit ist hier nicht die Fortbewegungsgeschwindigkeit beim Laufen oder Sprinten gemeint, sondern die Fähigkeit, auf Reize zu reagieren und spezifische Bewegungsmuster schnellstmöglich auszuführen! Beide Fähigkeiten (Schnelligkeit und Koordination) haben primär mit dem Nervensystem zu tun! Eine hohe Muskelmasse oder ein prinzipiell erhöhtes Körpergewicht reduziert naturgemäß den Faktor Schnelligkeit! Eine höhere Masse lässt sich nicht in gleicher Präzision und "Direktheit" in Bewegung setzen bzw. spontan in einen andersartigen Bewegungsablauf umlenken!  Ausdauer und Kraft hingegen konkurrieren prinzipiell um die organischen Leistungsressourcen des Körpers!

 

Punkt 3: Eine Frage von prinzipiellen organischen Zusammenhängen

Kraft und Ausdauer bspw. sind entgegengesetzte Trainingsziele!
Kraft basiert auf der Größenordnung der Muskelmasse, deren Kraftleistungsfähigkeit vorrangig vom Muskelfaserquerschnitt abhängt. Ausdauer hingegen setzt voraus, dass pro Zeiteinheit bei einer körperlichen Leistung eine möglichst große Sauerstoffmenge an die arbeitende Muskelzelle herangebracht wird. Der Sauerstoffdruck nimmt aber im Gewebe mit dem Quadrat der Entfernung vom kleinsten Blutgefäß (Kapillare) bis zur Mitochondrie, dem einzigen Ort wo Sauerstoff in der Zelle verwendet wird, ab. Folglich ist es für die Ausdauerleistung besonders günstig, wenn eine große Kapillaroberfläche (u.a. Kapillarzahl) die Muskelfaser versorgt. Eine krafttrainierte Muskelzelle mit ihrem erhöhten Faserquerschnitt ist somit für die Sauerstoffversorgung ungünstiger gestellt als die ausdauertrainierte Zelle! Wenn ich also meine persönliche Maximalleistung im Bereich Ausdauer oder Kraft (bzw. insbesondere Muskelmasse) erreichen will, muss ich notwendiger Weise eine spezifische Priorität setzen, da sich beides nicht parallel zur vollen maximalen Reife (innerhalb des individuellen Potentials) antrainieren lässt! Schwergewichtsboxer stehen unter dem Zwang, über beide Fähigkeiten in erheblichem Umfang verfügen zu müssen! Allein schon deshalb wird es nie einen Boxer mit der Muskelmasse oder den Kraftleistungen eines Profi-Bodybuilders bzw. Gewichthebers/Kraftdreikämpfers geben!

 

Punkt 4: Eine Frage der individuellen körperlichen Konstellationen

Wir haben jetzt eine Reihe an prinzipiellen Kausalbeziehungen kennen gelernt.  Aber wie stark sich gewisse Faktoren gegenseitig positiv oder negativ beeinflussen hängt natürlich von den individuellen Begebenheiten im Profil einer Person ab! Niemand wird bspw. den prinzipiellen Zusammenhang leugnen, dass ein Mensch umso besoffener wird, je mehr Alkohol er konsumiert!  Aber diesbezüglich wie besoffen verschiedene Leute nach einer, zwei oder drei Maß Bier konkret sind, besteht ein durchaus immenser Schwankungsbereich! Irgendwelche individuellen Besonderheiten im Bereich der inneren Organfunktionen können die Präsenz eines zweifellos existierenden kausalen Effektes bei einem zwischenmenschlichen Vergleich durchaus unproportional ausfallen lassen!

 

 FUNKTIONALE GRENZEN IN DER WIRKUNG
VERSCHIEDENER FÄHIGKEITEN

Wenn sich verschiedene motorische Fähigkeiten in Bezug auf ihre reine Präsenz bzw. ihren Ausprägungsgrad gegenseitig verschiedenartig beeinflussen, tun sie es in Bezug auf ihre (kampfspezifische) Wirkung erst recht!

Verschiedene Fähigkeiten können sich prinzipiell wechselseitig ergänzen oder wechselseitig verringern!  Man könnte auch von "funktionalen Grenzen" reden, ab denen eine höhere Ausprägung einer bestimmten Fähigkeit keinen weiteren Nutzen bzw. sogar Nachteile mit sich bringt!  Das kommt natürlich darauf an, von welchen konkreten Leistungsmerkmalen die Rede ist und innerhalb welcher Bewegungsabläufe diese zusammenwirken sollen!

Ein Marathonläufer hätte nichts von einer erhöhten Reaktionsgeschwindigkeit, ein Sprinter nichts von einer  hohen (zusätzlichen) allgemeinen Ausdauerfähigkeit, ein Schwimmer oder Ruderer nichts vom Koordinationsvermögen eines Kunstturners!

Eine sehr große Muskelmasse kann bspw. tatsächlich erhebliche Nachteile in den Bereichen Schnelligkeit, Ausdauer und Beweglichkeit bedeuten! Die Sauerstoff- und Energieversorgung einer enormen Muskelmasse ist vom Körper schwieriger zu gewährleisten und erfordert mehr Organkapazitäten! Ferner produziert eine höhere Muskelmasse auch eine höhere Menge an belastenden Stoffwechselzwischen- und Endprodukten! Ich habe bereits den Boxsport angesprochen. Bis zu einem gewissen Grad hat hier die reine Physis eine durchaus erhebliche Bedeutung! Deshalb gibt es auch verschiedene Gewichtsklassen! Im sog. "Schwergewichtsbereich" aber relativiert sich die Bedeutung der reinen Körperkraft zu Gunsten anderweitiger Faktoren! Deshalb gibt es keine extrem muskulösen Boxer (Bodybuilder-Dimension!) und auch keine sehr schweren und starken Boxer (verglichen mit Kraftsport-Athleten!) !

Abbildung unten:
Für die Wirkung eines  Faustschlages sind Beschleunigung und Wegstrecke der Faust relevanter als die Kontraktionsstärke der beteiligten Muskulatur!

Geringe Wegstrecke und Beschleunigung der Faust = geringer Aufpralldruck!
Bei geringer Entfernung zum Gegner würde ein Boxer einen "Schwinger" schlagen, also den Ellbogen nach außen nehmen und die Faust in einem seitlichen Bogen führen, wodurch die Wegstrecke künstlich verlängert wird.
Große Wegstrecke und  Beschleunigung der Faust = hoher Aufpralldruck!
Dank hoher Beschleunigung und  großer Wegstrecke ist hier "Dampf" dahniter!

Wer sich mit Boxen etwas auskennt erhebt an dieser Stelle vielleicht einen Einspruch?! Nikolai Valuev mit seinen ca. 150 Kilo Körpergewicht scheint obiger Aussage zu widersprechen! Aber nur scheinbar! Sein untypisches Boxer-Gewicht resultiert nicht aus einer enormen Muskelmasse, sondern aus seinen ebenso atypischen 213 Zentimetern Körpergröße! Hätte er Bodybuilder-Proportionen, würde er wahrscheinlich 180 oder 190 Kilo wiegen!

Abb. unten: Nikolai Valuev ist für einen Boxer außergewöhnlich schwer!

 

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VII  GRUNDSÄTZLICHE KAMPFSPEZIFISCHE WIRKUNG MOTORISCHER UND TECHNISCHER FÄHIGKEITEN

 

Eine gewisse Muskelmasse  reduziert die Wirkung von Schlägen und Tritten auf die inneren Organe. Selbst Faustschläge ins Gesicht bzw. auf den Kopf wirken auf das Gehirn und die Halswirbelsäule nicht ganz so schädlich, weil die stützende Nackenmuskulatur für eine gewisse Dämpfung sorgt und Erschütterungen verringert.

Ein hohes Maximalkraftvermögen erlaubt wirkungsvolle Halte- und Würgegriffe und kann bei Bedarf die Distanz zum Gegner im Nahkampf durch abruptes Wegstoßen oder Heranziehen sehr schnell verändern.

Ein ausgeprägtes Schnellkraftvermögen ist bspw. für die Effizienz von Faustschlägen und Fußtritten noch weitaus relevanter als das reine Kontraktionsvermögen der beteiligten Muskulatur.  Bei allen Angriffs- oder Verteidigungsaktionen, bei denen ein gleichermaßen schneller (ruckartiger) und kraftvoller Bewegungsablauf eingesetzt werden soll, ist eine hohe Schnellkraftleistung gewinnbringend.

Eine hohe Kraftausdauer (also eine hohe Milchsäuretoleranz der Muskulatur) ist immer dann wichtig, wenn im Verlauf einer Kampfhandlung  erzwungener Weiße ein hoher Kontraktionsstatus der Muskulatur über einen längeren Zeitraum aufrecht erhalten werden muss.

Die reine Ausdauer ist (mal abgesehen vom Davonrennen) u.a. auch wichtig, wenn durch schnelle und azyklische Bewegungen bei eher geringerem Krafteinsatz versucht wird, den Gegner zu irritieren, auf Distanz  zu halten oder durch Faustschläge und Tritte zu bedrängen, deren einzelne Trefferwirkung für eine Kampfentscheidung zu gering wären und mit denen der Gegner praktisch "konditionell an die Wand gedrängt" werden soll.  

Eine große Beweglichkeit ist dem Gelingen verschiedener expliziter Techniken förderlich, verringert die Gefahr das  bspw. bei einem Sturz oder einem spontanen erhöhten Bewegungsausschlag in einem oder mehreren Gelenken Verletzungen (Muskelzerrung, Sehnenanriß etc) entstehen.

Ein hohes Maß an Schnelligkeit verleiht  einem guten Reaktions- und Koordinationsvermögen erst richtig Sinn. Durch eine schnelle Ausführung geeigneter Angriffs- und Abwehrbewegungen können gegnerische Aktionen "unterlaufen" werden . 


Ein hohes Reaktions- und Koordinationsvermögen wiederum erlaubt reflexive, spontane und  situationsgerechte Reaktionen auf bestimmte, sich während eines Zweikampfes ergebende Situationen ohne das zeitraubendes Nachdenken notwendig wäre.  Diese Komponenten sind für jeden unschätzbar wichtig, der über keine besonderen Kräfte verfügt und seine Haut durch Anwendung von spezifischen (Selbstverteidigungs) Techniken teuer verkaufen will.

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VIII  KAMPFSPEZIFISCHE BEZIEHUNGEN ZWISCHEN MOTORISCHEN UND TECHNISCHEN FÄHIGKEITEN

 

Die meisten Sportarten haben aufgrund ihrer spezifischen Bewegungsabläufe ein sehr konkretes Anforderungsprofil:

TURNSPORT

MARATHON

GEWICHTHEBEN (M.Nerlinger)

Je länger der Balken in obigen Bildern  ist, umso höher liegt die Anforderung in Bezug auf die betreffende Fähigkeit! Der nach links verrückte schwarze Balken (T) steht für Technik! Beim Kunstturnen etwa gibt es ein enorm hohes Maß an verschiedenartigen technischen Abläufen, beim Marathonlauf hingegen sehr wenig! Hier muss nur ein Fuß vor den anderen gesetzt und auf einen gewissen Rhythmus geachtet werden! Die nachfolgenden Balken stehen für Maximalkraft (MK), Schnellkraft (SK), Kraftausdauer (KA), Ausdauer (A), Schnelligkeit (S), Koordination (KO) und Beweglichkeit (B).

Beim Gewichtheben ist die reine Kraft, beim Marathonlauf die reine Ausdauer von herausragender Bedeutung. Ein Kunstturner benötigt bspw. auch eine hohe Reaktionsschnelligkeit und muss über eine enorme Koordinationsleistung verfügen!

Auch beim Gewichtheben gilt es enorm schnell die maximale Kraftleistung zu entfalten und gewisse Bewegungsabläufe präzise, unmittelbar und vor allem zügig auszuführen!  Auch hier darf der Sportler die heiklen Augenblicke nicht verpassen, innerhalb derer es umzugreifen, Schwung zu holen oder sich unter die Hantel zu bringen gilt! Eine leicht unvorteilhafte Fußstellung, ein etwas zu wenig durchgestreckter Arm, ein etwas zu geringer Hüftschwung und die Hantel muss fallen gelassen werden! Daher ist auch hier der die Koordination repräsentierte Balken sehr lang!

 

Wir haben nun das Anforderungsprofil einiger Sportarten mit Balkendiagrammen charakterisiert! Nachfolgend soll das Leistungsbild einzelner Personen graphisch dargestellt werden!

In nachfolgenden Grafiken stellen die (mehr oder weniger) ovalen Grundflächen eine konkrete Beispielperson, die sich darauf befindlichen farbigen Stäbe die jeweiligen motorischen Fähigkeiten und deren Ausprägungsgrad dar! Der schwarze Stab in der Mitte steht für die technischen Fähigkeiten! Die farbigen Stäbe stehen für jeweils eine motorische Fähigkeit! Der Faktor Technik befindet sich in der Mitte, weil die gesamten (motorischen) Fähigkeiten nur im Rahmen der ausführbaren Techniken zur Geltung gebracht werden können!

Dabei gibt es zwei Parameter! Erstens kann ich die Quantität der vorhandenen Fähigkeiten aufzeigen:  Je länger der Stab einer jeweiligen Farbe ist, umso höher ist das betreffende Leistungsmerkmal ausgeprägt!

Kurze Stäbe= gering ausgeprägte Fähigkeiten Lange Stäbe = stark ausgeprägte Fähigkeiten

 

Der zweite Parameter bei der Darstellung eines individuellen Leistungsbildes betrifft das Zusammenspiel (die Synergetik) der verschiedenen motorischen Fähigkeiten beim koordinierten Ausführen von Bewegungen! Je näher die farbigen Stäbe zusammen stehen, umso besser wirken auch die verschiedenen Faktoren innerhalb gezielter Bewegungsabläufe zusammen! Insbesondere die relative Nähe zum schwarzen Stab in der Mitte (der für das Arsenal an technischen Fähigkeiten steht) ist hierbei von besonderer Relevanz!

weit entfernte Stäbe= Das Zusammenspiel der Fähigkeiten innerhalb eines koordinierten Bewegungsablaufes ist gering! dicht beisammen stehende Stäbe= Das Zusammenspiel der Fähigkeiten innerhalb eines koordinierten Bewegungsablaufes ist hoch!

Abbildung unten: Bei einem Boxer wirken die verschiedenen Fähigkeiten sehr gut zusammen! Deshalb sind die Stäbe dicht aneinander stehend und insbesondere dicht ans Zentrum gezeichnet (der schwarze Stab in der Mitte steht für die technischen Fähigkeiten) . Beim Bildbeispiel des Bodybuilders ist sehr viel Kraft vorhanden (roter Stab), die Menge an technischen Fähigkeiten ist gering (=kürzerer schwarzer Stab), die Ausdauer ist vergleichsweise gering (blaugrüner Stab) und könnte nur schwerlich in kampfspezifische Bewegungsabläufe einfließen (=relativ hohe räumliche Distanz des blaugrünen Stabes zum Zentrum).

Natürlich sind nicht alle theoretisch vorstellbaren Konstellationen in der Wirklichkeit realisierbar! Eine hohes Körpergewicht reduziert zwangsläufig den Faktor Schnelligkeit, eine hohe Maximalkraftkapazität zwangsläufig den Faktor aerobe Ausdauer.

 

Es böte sich eine weitere, an sich simple aber stichhaltige grafische Analogie an:

Die Zacken des Fünfecks stehen für die verschiedenen motorischen Grundfähigkeiten: Kraft (rot), Ausdauer (grün), Schnelligkeit (schwarz) und Beweglichkeit/Koordination (blau). Der Faktor Kraft untergliedert sich in die Subkategorien Schnellkraft, Kraftausdauer und natürlich die Maximalkraft. Genau genommen müsste der die Ausdauer repräsentierende Zacken ebenfalls aufgefächert werden: allgemeine (aerobe) und Kraftausdauer (anaerobe), ferner weiterhin in Schnellkraft- und Maximalkraftausdauer. Davon sei der Übersichtlichkeit wegen hier abgesehen.
Die gestrichelte rote Linie (der Kreisumfang) kann auf zweierlei Weise gedeutet werden: Zum Einen als maximaler Skalenwert im zwischenmenschlichen Vergleich. Der maximale Skalenwert für die Maximalkraft entspräche dann den Rekorden im Kraftdreikampf und Gewichtheben, der maximale Skalenwert für Ausdauer entspräche dem Marathon-Rekord. Ich kann den Kreisumfang allerdings auch auf ein Individuum beziehen. Dann repräsentiert jeder Zacken, der den Umfang berührt, den maximalen Wert des persönlichen Potentials der Person. In beiden Fällen ist die abgebildete Grafik natürlich ein theoretisches Ideal ohne Realitätsbezug! Weder kann ein Individuum sämtliche Grundfähigkeiten bis in die jeweiligen Rekordbereiche hinein entwickeln, noch kann jemand sein eigenes Potential in alle verschiedenen Bereiche hinein maximalwertig ausreizen (ohne  irgendwann priorisieren und eine lokale Schwäche zu Gunsten einer anderweitigen Stärke hinnehmen zu müssen.
Dieses Bild könnte die generelle Überlegenheit eines Individuums gegenüber einer direkten Vergleichsperson darstellen: ein Generalist, der einem anderen Generalisten vollständig überlegen ist. Alle Fähigkeiten sind stärker ausgeprägt. Auf ein Individuum bezogen könnte es hingegen die ganzheitliche Leistungssteigerung in allen Bereichen (sämtlicher motorischer Grundfähigkeiten) bedeuten, also einen in der Summe vollständig gegenüber dem Ausgangszustand fortentwickelten Folge- oder Endzustand.
In diesem Bild liegt eine lokale, sich jeweils auf Teilbereiche der motorischen Grundfähigkeiten beziehende Über-/ ergo auch Unterlegenheit vor (wenn man das Bild als zwischenmenschlichen Vergleich deutet). Es könnte aber die ungleichmäßige Leistungssteigerung von einem insgesamt schwächeren Leistungsbild (Umfang des grünen Vielecks) zu einem verbesserten Gesamt-Leistungsbild (Umfang des roten Vielecks) stehen, wenn die Grafik auf eine Einzelperson beschreibt.

 

Bei einer unspezifischen Kampfsituation sind die Anforderungen an das Leistungsbild der Beteiligten nicht so konkret wie in irgendeiner Sportart! Statt einer "einzigen richtigen Bewegungsausführung" kommen hier eine Reihe an denkbaren Aktionen in Frage und anstatt eines spezifischen Leistungsprofils sind eine Reihe an vorteilhaften und natürlich eine Unmenge an unvorteilhaften Konstellationen von bzw. zwischen motorischen und technischen Fähigkeiten denkbar!

Hierzu folgendes:

Argument A: Technische Fähigkeiten erhöhen die Kampftauglichkeit. Jemand der gute Kampfsport-Techniken beherrscht, ist gegenüber einer Vergleichsperson ohne den entsprechenden Fähigkeiten, überlegen. Hohes Körpergewicht und viel Muskelmasse reduzieren gewisse Faktoren, die für die technische Bewegungsausführung wichtig sind (Schnelligkeit, Ausdauer und Koordination) und reduzieren somit wieder die Kampftauglichkeit.

Argument B: Köperkraft erhöht die Kampftauglichkeit. Wer über hohe Körperkraft verfügt, ist einer Vergleichsperson mit geringeren körperlichen Parametern überlegen. Das Fehlen bzw. die beschränkte Ausführbarkeit von technischen Aktionen ist unerheblich, da durch die rohe Kraft auch langsame und technisch wenig anspruchsvolle Aktionen schwere Wirkungen entfalten.

Nicht näher eingehen möchte ich auf Argument C: Körperliche und technische Fähigkeiten können gemeinsam hoch ausgeprägt sein und ihre Wirkung gegenseitig steigern. Das dies zum einen "nur" bedingt, zum andern individuell verschieden, zum dritten nicht im proportionalen Verhältnis möglich und viertens bestehen diesbezüglich physiologische und funktionale Grenzen. Die entsprechenden Zusammenhänge wurden in den bisherigen Kapiteln bereits ausführlich beschrieben.

Bleiben wir also hier beim "Widerspruch" zwischen Argument A und B:

Beim Marathonlauf gibt es ein hochspezifisches Anforderungsprofil. Je näher mein körperliches Leistungsbild diesem Profil entspricht, umso besser werde ich Laufen können. Je mehr Abweichungen zu diesem Profil bestehen, umso schlechter werde ich in dieser Disziplin abschneiden.

 

 

Was die Kampftauglichkeit angeht, habe ich hingegen eine Reihe an Varianten, welche Kampftauglichkeit begünstigen und viele Varianten, die sie reduzieren.

Am oberen Rand der nachfolgend abgebildeten "Suppenschüssel" sind die günstigen Profile dargestellt, in Bodennähe der Schüssel die ungünstigen Profile.

Profil A könnte eine ziemlich starke Person mit eher geringem technischen Vermögen repräsentieren, Profil B eine sehr schnelle, koordinierte und technisch versierte Person von eher geringerer Körperkraft. Bei Profil C können entweder niedrige Leistungsparameter vorhanden sein oder aber relativ hohe Leistungsparameter, mit einer nur geringen gemeinsamen Verfügbarkeit im Rahmen koordinierter Bewegungsabläufe (die Koppelung zwischen motorischen Fähigkeiten und einer ihnen entsprechenden sinnvollen technischen Umsetzung ist sehr gering).

Das A und B jeweils C überlegen sind, liegt auf der Hand. Ob in der direkten Gegenüberstellung von A und B die Kraft von A oder die Techniken von B zur Überlegenheit führen würde, hängt neben der Quantität der Kraftdifferenz und dem Qualitätsunterschied bezüglich Verfügbarkeit und Ausführbarkeit der diverser Techniken bzw. der Qualität des Zusammenwirkens der anderweitigen motorischen Fähigkeiten (abgesehen von der Kraft) u.a. auch davon ab, an welchem "denkbaren" Punkt sich die Vergleichspersonen auf einer "absoluten Skala" befinden würden.

 

Letztlich hängt die Antwort auf diese Frage von der DIVERSITÄT der jeweiligen Leistungsprofile ab.

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IX   DIVERSITÄTEN MOTORISCHER UND TECHNISCHER FÄHIGKEITEN

A) Allgemein

Im dargestellten Würfel sind mehrere Grundfähigkeiten als kleinere Würfel dargestellt: Technik (schwarz), Kraft (rot), Schnelligkeit (blau) und Koordination (grün). Wir wissen, dass verschiedenen Faktoren eine grundsätzliche kampfspezifische Wirkung zugeschrieben werden muss (sie Kapitel "Grundsätzliche kampfspezifische Wirkungen motorischer und technischer Fähigkeiten"). Je mehr Übereinstimmungen im Leistungsprofil von Kampfgegnern vorhanden sind, umso höher wird die Bedeutung jener Faktoren, bezüglich derer sie sich unterscheiden.

 

In diesem dreidimensionalen "Bezugsraum" sind mehrere theoretisch denkbare Faktoren als "gleichberechtigte" Größen eingezeichnet!

 

 

B) Spannungsfeld: Individuelles Leistungsbild in Relation zur grundsätzlichen kampfspezifischen Bedeutung der motorischen und technischen Fähigkeiten:

 

Die prinzipielle Bedeutung verschiedener Faktoren verändert sich in Relation zum Leistungsprofil einer konkreten Person.

In diesem Würfel befindet sich ein (Kampf)sportler (der ovale "Kreis") mit einem individuellen körperlichen und technischen Leistungsprofil! Die Länge der verschiedenen Stifte die sich auf dem Oval befinden, repräsentiert auch hier wieder die quantitative Ausprägung der verschiedenen Fähigkeiten. Ihre räumliche Anordnung zueinander repräsentiert den Grad deren synergetischer Verfügbarkeit im Rahmen koordinierter, kampfspezifischer Bewegungsabläufe! Je näher Technik, Koordination, Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit beieinander liegen, umso höher ist deren qualitative Verfügbarkeit! Aus dieser Konstellation an quantitativen und qualitativen Relationen ergibt sich wiederum ein verändertes Bild in Bezug auf die prinzipielle Bedeutung der jeweiligen Faktoren! In obigem Beispiel sinkt die prinzipielle Bedeutung der Technik bei gleichzeitiger Bedeutungszunahme der reinen Kraft (roter Würfel)! Dies könnte im konkreten Fall dadurch bedingt sein, dass die dargestellte Person über viel Körperkraft verfügt und maßgeschneiderte (kraftbasierende) Bewegungsabläufe einigermaßen koordiniert ausführen kann! 

 

C) Spannungsfeld: Gegnerische Leistungsprofile in Relation zueinander und in Relation zur grundsätzlichen kampfspezifischen Bedeutung der motorischen und technischen Fähigkeiten:

 

 

Im Spannungsfeld gegnerischer Profile verzerren sich die Wertigkeits-Relationen verschiedener Fähigkeiten.

 

Bei einer Kampfhandlung sind immer mindestens zwei Kontrahenten im Spiel! Die gegnerischen Profile beeinflussen sich gegenseitig in Form eines "Spannungsfeldes"! Die konkreten Stärken und Schwächen des Gegners definieren die Anforderungen an mein eigenes Profil, wenn ich gegen diesen im Rahmen einer körperlichen Auseinandersetzung bestehen will! Sie bestimmen welche Fähigkeiten in welchem Umfang und welcher Qualität erforderlich sind, um ein eigenes Defizit zu kompensieren oder ein (einzelnes) überlegenes Leistungsmerkmal auch gewinnbringend einzusetzen! Ich muss also entweder gleichartige Fähigkeiten in höherem Maße aufbieten oder andersartige Fähigkeiten effektiver einsetzen! Die Leistungsprofile der beteiligten Gegner "verzerren" den Bezugsrahmen, der für die "prinzipiellen Bedeutungen" der verschiedenen (denkbaren) Fähigkeiten steht! Je nachdem welche konkreten Gegner aufeinander treffen, werden die einzelnen Bedeutungsfaktoren (zumindest in relativer Hinsicht) aus dem "Bedeutungsrahmen" hinausgedrängt oder weiter herein gezogen!

 

DIE ÄUSSEREN RAHMENBEDINGUNGEN

unter denen eine Kampfhandlung erfolgt, können sich ebenfalls auf die Effekte auswirken, sie sich aus dem Spannungsfeld der gegnerischen Leistungsprofile realisieren könn(t)en: Erfolgt die Konfrontation z.B. in einer stark möblierten Kneipe, in einem Zimmer oder auf einem Fußballfeld (also mit bzw. ohne räumliche Begrenzung)? Welche Kleidung tragen die Gegner gerade?

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X  ZUSAMMENFASSUNG

Die Kampfstärke eines Individuums resultiert sowohl aus der quantitativen Verfügbarkeit motorischer und technischer Fähigkeiten als auch aus deren qualitativen Kombinierbarkeit im Rahmen koordinierter Bewegungsausführungen. Die Beziehungen zwischen diesen Fähigkeiten was Präsenz, Zusammenwirken, Ausprägungsgrad und gegenseitige Einschränkung angeht sind vielseitig, nicht linear und individuell verschieden. Es existieren auch Varianten an Leistungsprofilen, die von einer hohen quantitativen Verfügbarkeit einer motorischen Grundfähigkeit (etwa Kraft) geprägt sind, aus denen aber dennoch keine erhöhte Kampfkraft resultiert (wie auch umgekehrt). Man muss also mitunter auch zwischen dem reinen Vorhandensein und der Wirkung einer Fähigkeit differenzieren! Ein 90 Kilogramm schwerer Mensch kann durchaus über die identische Ausdauerwerte eines Marathonläufers verfügen, in Bezug auf diese konkrete Anforderung (eben den Marathon) wird er mit einem - hier im Verhältnis - so "schweren" Körper nicht die entsprechende Wirkung erzielen, selbst wenn er nach den 42km entspannter ankommen sollte wie der Sieger! Gerade weil der Kampfsport insgesamt so vielseitig ist und sehr unterschiedliche Systeme mit grundsätzlich verschiedenen Wirkungsmustern beinhaltet, sind verallgemeinernde Aussagen ohne Bezug auf Personen oder Gegnerpaarungen schwierig.

 Die Kampfstärke eines Individuums definiert sich erst im Kontext zum Leistungsprofil eines konkreten Gegners.

Totale und lineare Aussagen über die Wirksamkeit von Kampfsportarten ohne Bezugnahme auf konkrete Personen und (äußere) Situationen sind grundsätzlich nicht sehr zweckmäßig. Wertigkeiten und Definitionen ergeben sich vielmehr relativ und in jeweiliger Abhängigkeit zu Bedingungen.

 

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